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Die Erforschung der ostthüringischen Geschichte hat auf vielen Teilgebieten in den letzten Jahrzehnten ungeheure Fortschritte gemacht, seitdem durch die Publikationen des Vereins für Thüringische Geschichte und Altertumskunde in Jena außer wertvollen Einzeluntersuchungen zahlreiche Geschichtsquellen und Urkundenbücher und durch die Geschichtsvereine der größeren und kleineren Städte nicht minder zahlreiche Einzelheiten durch Veröffentlichung zugänglich gemacht worden sind. Der Vogtländische Altertumsforschende Verein in Hohenleuben war bereits seit 1825 auf heimat- und vorgeschichtlichem Gebiet durch seine Jahresberichte und Veröffentlichungen bahnbrechend in Ostthüringen geworden.

Für die Siedlungsforschung des Gebietes hat u. a. Dr. Joh. Leipoldt (Plauen) im letzten Jahrzehnt auf der Grundlage der Siedlungsformenforschung für das Vogtland und seine Nachbargebiete bedeutende Vorarbeit geleistet.

Die vorliegende Arbeit, eine Geschichte des Rittergutes Kospoda bei Neustadt (Orla), will die Geschichte eines alten Rittersitzes in der Orlaaue und der mit ihm verbundenen alten Geschlechter aufzuzeigen versuchen, will aber das Geschehen im Laufe der Jahrhunderte in enge Beziehung zur Landwirtschafts-, Siedlungs- und Ortsgeschichte bringen.

Der Geschichte der alten Rittersitze begegnet heute mehr und mehr Interesse, seit die Besitzer der alten Herrengüter sich in besonderen Interessenvereinen zusammengeschlossen und ihr Augenmerk in den letzten Jahren auch auf die reiche geschichtliche Vergangenheit der alten Rittergüter gerichtet haben. Leider ist bei der Aufhebung der alten Patrimonialgerichtsbarkeit um 1850 viel wertvolles Material der alten Gutsarchive verloren gegangen, und Gleichgültigkeit und Unkenntnis haben noch in den letzten Jahrzehnten aus den vorhandenen Beständen manches verkommen lassen.

Als der Verfasser die vorliegenden Arbeit aus Anregung und im Auftrag des Herrn Kommerzienrats Dr. h.c. Georg Hirsch (Gera) übernahm, war er sich der Schwierigkeit seiner Aufgabe nicht im entferntesten bewusst. Das Aktenmaterial über den alten Rittersitz war weit verstreut. Manche Lücken blieben und einzelne geschichtliche Zusammenhänge bleiben darum dunkel. Auch das, was die historische Methode "Konstruktion" nennt, also Analogieschlüsse, vermag nur unvollkommen für die Zeit vor 1440 Aufschlüsse zu vermitteln. Das Rittergutsarchiv am Orte bot, außer den Lehnbriefen, die sich von 1598 ab erhalten haben, einem alten handstarken Handelsbuch (1517 beginnend) und Bruchstücken aus der Zeit des Eigengerichts des 17. und 18. Jahrhunderts (9 Bände), eine mehr als bescheidene Ausbeute.


Auch das Pfarrarchiv Kospoda hat nur geringe Bestände, bessere aber für die Ortsgeschichte zu vermitteln vermocht. Benutzt wurden hier die Kirchenbücher ab 1600 und die Kirchrechnungen der Jahre 1603 bis 1850. Eine von Pfarrer Nagel um 1854 angelegte Ortschronik hat dann für das 19. Jahrhundert und in der Fortsetzung von Pfarrer Haase (seit 1897 bis 1921) auch für das 20. Jahrhundert Material für die Geschichte des Ortes ergeben. Vom Pfarrarchiv des Ortes wurden ferner benutzt: die hier befindlichen vier Familienregister der vereinigten Dorfschaft Kospoda-Meilitz (4 Bände) und betreffs schulischer Nachrichten die von Pfarrer Alfred Haase im Jahre 1912/13 angelegte Schulchronik, die indes Nachrichten vom Jahre 1805 ab vermittelt. (Ergänzt durch die Eintragungen des Lehrers Meißner.)

Das Pfarrarchiv Neunhofen – der Ort war einst die Urpfarrei des gesamten Gebietes um Neustadt – bot in zwei Bänden eines alten lateinischen Zinsregisters, von 1489 bis 1523 reichend, wertvolle Einzelheiten (Flurnamen, Familienverzeichnisse) zur Ritterguts- und Wirtschaftsgeschichte, aber auch zur Ortsgeschichte des Kirchspiels Kospoda-Meilitz und der Orte Weira, Kleina und Steinbrücken. (Kleina ist bis 1825, Steinbrücken bis 1915 Filial von Kospoda gewesen.) Ein Neunhofner Zensitenregister von 1640 vermittelte Aufschlüsse für die Zeit des großen Religionskrieges.

Auch die ältesten Kirchenbücher von Neustadt a. d. Orla (ab 1551) und Weira (ab 1600) wurden von mir eingesehen. Sie ergaben Nachrichten über die Kirchen- und Pfarrgeschichte von Kospoda und Weira und die Filialdörfer Kleina und Steinbrücken. Einzelnachrichten über die Zeit des Dreißigjährigen Krieges, aber auch der späteren Zeit, gewann ich aus den bereits 1592 beginnenden Weiraer Gemeinderechnungen. Für die älteste Geschichte des Rittergutes Kospoda (sie ist bis 1120 urkundlich zu verfolgen) kamen, abgesehen von Hilfen, die die Flurformen- und Flurnamenforschung bot, die Archivalien des Hauptstaatsarchivs in Dresden in Frage, das für die ersten Jahrhunderte der Rittergutsgeschichte an der Hand seiner Urkundenbestände und alten Kopialbücher bemerkenswerte Einzelaufschlüsse über die Geschlechter von Kospoth, von Hain und von Blankenberg zu geben vermochte und damit eine Klärung der ältesten Besitzverhältnisse des Herrengutes ermöglichte. Mehrere Originalurkunden (Nr. 42, 47, 4641, 5363, 6378) sind von da verarbeitet worden. Benutzt wurden u. a. die Kopialbücher 26, 31, 37, 40, 42, 47 und 48, die Cramerschen Extrakte, alte Verzeichnisse der Jahre 1378 (Loc. 4333) und ein Stammbaum der Kospoths aus dem 18. Jahrhundert usw. Einzelnachweise in den Fußnoten des Textes! Die beigegebenen Abbildungen der Urkunden vom Jahre 1120, 1136 und 1179 stammen aus Dresden.


Das Thüringische Staatsarchiv Weimar, das den größten Teil der Lehnsakten des Rittergutes, aber auch Originalurkunden und Kopialien zur Rittergutsgeschichte verwahrt, ergab reiche Ausbeute, namentlich für die Zeit des 15. und 16 Jahrhunderts. Mehrere hundert Bände Akten mit Nachrichten über die Geschlechter v. Hain, v. Schleinitz, v. Stein u.a. konnten neben den Lehnsakten (der Abt. A Nr. 2612 bis 2622 f. [Rittergutsakten von 1551 bis 1845]) und mehreren Originalurkunden der Jahre 1320 und 1372 (Siehe Abbildungen!) für die Erforschung der Geschichte des Rittergutes Verwendung finden. Sie wurden mir bereitwilligst zur Durchsicht an das Stadtarchiv Gera gesandt. Das gesamte Material aus den Urkunden und Lehnsakten über Kospoda war bislang unbearbeitet.

Für die Familiengeschichte des Ortes und der Umgebung sind die in Weimar und Kospoda befindlichen Gerichts- und Handelsbücher des Rittergutes von Bedeutung. Einzelheiten sind daraus mehrfach verwandt worden. Mir lagen hier, außer Rittergutsakten, Weimarer Archivalien aus Abt. A 2622, b bis f (5 gebd. Bd.) vor.

Betr. der ausgestorbenen Familien von Blankenberg boten die Akten des Weimarer Reg. GG 94-100, 102-103, 105-106, 108-123 gute Ausbeute, betr. der Familie von Hain (Hahn) ebenda die Akten 1307, 1308, 1309-1311.

Die Nachweise aus den betr. Lehnsakten der Abt. A sind genau in den jeweiligen Fußnoten vermerkt. Eine Einzelaufführung würde hier zu weit führen!

Im Thüringischen Staatsarchiv zu Rudolstadt standen sich in den Hesseschen Kollektaneen und verschiedenen Originalurkunden des 14. Jahrhunderts weitere Einzelheiten zur Geschichte derer von Kospoth - des Geschlechts, das von Kospoda bei Neustadt und Cospeda bei Jena seinen Ausgangspunkt nahm. Das Fürstlich Reußische Hausarchiv zu Schleiz vertiefte die Kenntnis über die eben genannte, einst reich begüterte Familie. Die hier gewonnenen Ergebnisse über den weit verzweigten Besitz ermöglichten u.a. die Aufstellung einer Tabelle für den Urkundenanhang, die das Werden und Vergehen eines der alten Geschlechter aus der Kolonisationszeit aufzuzeigen in der Lage ist. Rittergut Kospoda war ja nachweisbar der Ausgangspunkt der Kospoths im Vogtland, die (offenbar schon im 12. Jahrhundert) Ministerialen der Schwarzburger, dann der Lobdeburger, der Burggrafen von Kirchberg, der Meißner Markgrafen, aber frühzeitig auch der Weidaer Vögte und ihrer Nachkommen, der Reußen, gewesen sind. Hier dürften die Darlegungen über die Orts- und Rittergutsgeschichte hinaus Bedeutung erlangen!


Wertvolle Einblicke in die Not des kleinen Adels im 16. Jahrhundert wurden betreffs der ausgestorbenen Familie von Blankenberg gewonnen, während die Familiengeschichte der meißnischen Schleinitze und der thüringischen Familie von Stein das Werden einer neuen Zeit und einer neuen Wirtschaftsgeschichte in vielen kulturgeschichtlichen Einzelheiten ergab.

Graf Friedrich August von Kospoth auf Crompusch (Kreis Oels-Schlesien-Land) machte mir einschlägige Archivalien seiner Familie (den Original-Familien-Stammbaum, ausführliche schriftliche Erläuterungen und Ergänzugen zu Balentin Königs Adelshistorie und Material zu neuen Forschungsergebnissen) zugänglich. Der (jetzt Staatsarchiv Breslau) vorhandene Stammbaum, in der Hauptsache auf Valentin König beruhend, ist für die ersten Jahrhunderte bis weit ins 15. Jahrhundert hinein, fehlerhaft. Der Urkundenanhang bringt Material für die neuesten Forschungen zur Familiengeschichte des alten Geschlechts.

Einige Familiennachrichten über die Kospoths erhielt ich durch Frau Baronin von Kospoth, geb. Schönberg vom Rittergut Leubnitz bei Plauen. Dieses Rittergut stellt den Rest des einst so reichen Familienbesitzes der Familie von Kospoth im vogtland dar. Für diese mithilfe spreche ich meinen Dank aus!

Her Kammerherr Rittmeister Moritz Bastian von Zehmen (Familienarchiv Markersdorf bei Berga) unterstützte mich mehrfach mit Literatur über die alten Adelsgeschlechter. Freiherr von Schleinitz (Merseburg) machte mir die Familiengeschichte der Schleinitze zugänglich. (Siehe auch den Literaturnachweis im Anhang!)

Freiher Felix von Stein auf Großkochberg bei Weimar unterstützte mich freundlichst mit Angaben über den kospodaer Zweig seiner Familie.

Das von Breitenbuchsche Familienarchiv in Ludwigshof bei Ranis bot in dem Kriegs- und Reisetagebuch des Kospodaer Rittergutsherrn Ludwig von Thompson (sein abenteuerliches Leben gleicht einem Roman) und einer Anzahl Archivalien aus der Zeit von 1805/39 lebensvolle Beiträge zur Familiengeschichte des Kospodaer Herrenhofes aus der Zeit um 1840. Vergleiche 392/399! Das Rittergutsarchiv Selka bei Schmölln (Besitz des Freiherrn von Thümmler) ergab Material zur Geschichte des Ritterguts Kospoda für die Zeit von 1829 bis 1865. (Aufzeichnungen und Rentabilitätsberechnungen des Freiherrn Georg Ernst von Thümmler, Herrn auf Kospoda von 1850/65.)


Freundlichen herzlichen Dank allen für die wertvolle Mitarbeit und Unterstützung! Ergänzungen zur Geschichte des alten Herrengutes vermittelten weiter Archivalien des Amtsgerichtsarchivs zu Neustadt. Hier unterstützte micht auf liebenswürdige Weise mit Abschriften aus seiner Sammlung von Arnshaugker Nachrichten Herr Justizamtmann Kogel. Jagd- und Fristgerechtigkeit, Frone und Gerichtsbarkeit des Herrensitzes, aber auch die Eigentumsverhältnisse am Orte konnten von hier aus mehrfach beleuchtet werden. Das Eigenarchiv der Thüringischen Kirchenregierung in Eisenach lieferte aus den ältesten Beständen des ehemaligen Ephoralarchivs Neustadt Unterlagen für das kirchliche Leben, die Reformationsgeschichte und das Kirchenpatronat des Ortes. Auch wurden hier in den vielfachen Streitigkeiten der Patrone mit den Kospodaer Ortspfarrern interessante Beiträge zur Heimat- und Personengeschichte ermittelt. Genaue Angaben der benutzten Archivalien finden sich in den Furßnoten zur Ritterguts-, Kirchen- und Pfarrgeschcihte des Ortes! Eine Unmenge geschichtlicher Einzelheiten vermittelte mir die gedruckte Literatur über den Orlagau. Dahin gehören zahlreiche Ortsgeschichten und viele wissenschaftliche Einzeluntersuchungen zur Vor- und Siedlungsgeschichte der Gegend. Die einschlägigen Urkundenbücher des Gebietes (Urkundenbücher der Vögte [2 Bd.], Urkundenbuch von Jena [I und II], Paulinzella usw.) sind neben den Regesta diplomatica necnon epistolaria historiae Thuringiae von Dobenecker und dem Codex diplom. Saxoniae regiae usw. zu Belegen gewissenhaft herangezogen worden. Das dem Schlusse des Werkes beigegebene Literaturverzeichnis gibt die verwendete und eingesehene Literatur genau an. Die benutzte Literatur ergibt sich im übrigen in allen Fällen aus den dem Texte beigegebenen Anmerkungen und Fußnoten. Vorarbeiten über das Rittergut habe ich nicht vorgefunden. Kleinere Beiträge zur Ortsgeschichte von Kospoda und seiner Umgebung sind in der recht guten Heimatbeilage des Neustädter Kreisboten "Unsere Heimat" und auch in den Pößnecker Heimatblättern hin und wieder erschienen. - Die Geschichte der Nachbarorte, soweit sie mit Kospoda und seinem Herrengut in Beziehung steht, wurde wiederholt kurz gestreift. Die Ortsgeschichte ist des Raumes wegen nur in ausgewählten Kapiteln in den Hauptzügen, und zwar in steter Beziehung zur Rittergutsgeschichte behandelt worden. Das gleiche gilt für den mit Kospoda geschichtlich engverbundenen Ort Meilitz, dessen Vorwerk (heute verschwunden) jahrhundertelang der Kospodaer Gutsherrenschaft unterstand.


In mehr als vierjähriger nebenamtlicher Arbeit, die all meine freie Zeit im Lehrberuf und die Schulferien in Anspruch nahm, suchte ich den Stoff in mühsamer Kleinarbeit aus den Archiven nach und nach zusammenzutragen und zu gruppieren, versuchte auch bescheidenen wissenschaftliche Ergebnisse zu gewinnen. Möchte darum die Arbeit, die die Mitte halten will zwischen einer wissenschaftlichen Monographie und einer volkstünlichen Ortsgeschichte, gerechte und vor allem vornehme Kritiker finden! Über die Bearbeitung des Stoffes kurz folgendes: Von dem in den Lehnsakten über das Rittergut vorgefundenen Material wurde nch Möglichkeit alles zu verwerten gesucht. Wenn manches davon in die Darstellung übernommen wurde, was belanglos erscheinen könnte, so waren, wie bei vielen heimatgeschichtlichen Darstellungen, zwei Gesichtspunkte maßgebend: ein ästhetischer und ein praktischer. Einmal sollte auf diese Weise das Bild der Geschichte des Herrengutes und damit auch die Geschichte der Zeit für den Leser möglichst farbig gestaltet werden. Streif- und Schlaglichter, kennzeichnende Einzelheiten, hier und da eingearbeitete Urkunden- und Quellenstücke usw. dienen diesem Zwecke. Die Arbeit soll aber zugleich eine Art Ersatz bieten für ein in den meisten Fällen trocken wirkendes Urkunden- und Regestenwerk. Nur eins lies sich der Kosten wegen durchführen! Manche Urkunde wurde aus praktischen Gründen in den Text eingearbeitet. Wichtige Urkunden der letzten 150 Jahre, Regesten und tabellarische Übersichten sind aber gleichwohl in einem knappen Urkundenanhang mit beigegeben worden. Das Werk soll ja Nachschlagwerk für den Rittergutsherrn sein und möglichst vielseitige Auskunff über die Vergangenheit des alten Herrenhofes geben. Auch die lateinischen und deutschen Texte der im Bilde beigegebenen Dresdener und Weimarer Urkunden sind mit Erläuterungen im Anhang veröffentlicht. Für die Geschlechter von Kospoth, von Hain, von Blankenberg, von Gräfendorf, von Werder, von Geßler, von Schleinitz, von Stein, von Görschen, von Thompson, von Thümmler, aber auch für die Familien der bürgerlichen Besitzer des Rittergutes von Bergmann bis Hirsch bietet die Rittergutsgeschichte Beiträge zur Familiengeschichte, zeigt Werden und Vergehen alter Familien auf (verschiedene der alten, ausführlich behandelten Geschlechter und Familien sind ja ausgestorben) und vermittelt zugleich Einzelergebnisse zur Wirtschafts- und Kulturgeschichte des Mittelalters und der Neuzeit. Das verwendete Aktenmterial ist auch hier ungedruckt und in allen Fällen quellenäßig genau belegt. Bei meinen Arbeiten im Dresdener und Weimarer Archiv leisteten mir die dortigen Beamten wertvolle Hilfe. Den Herrn Staatsarchivdirektor Dr. Flach und Staatsarchivat Dr. Engel in Weimar bin ich für mannig-


[Text noch nicht transkribiert]


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